Newsletter Nr. 04 / 14
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Wir wünschen Ihnen ein gutes neues Jahr! Für das Jahr 2014 haben wir uns einige Ziele gesetzt. Praxistransfer und Nutzerfreundlichkeit stehen dabei im Mittelpunkt. Unsere Ziele, die wir uns für das Jahr 2014 gesetzt haben, sind:
- Veröffentlichen der Übersetzung von “Visible Learning for Teachers“. Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen wird im Februar 2014 ausgeliefert.
- Erweiterung der Faktoren-Beiträge um Materialien für die Praxis,
- Einrichtung einer Bewertungsfunktion im Wiki: Nutzende können Beiträge bewerten,
- Konzeption von Weiterbildungen und Veranstaltungen rund um die evidenzbasierte Unterrichtsentwicklung,
- Überarbeitung der Webseite www.lernensichtbarmachen.net gemäss den Bedarfen der Nutzerinnen und Nutzer.
Diese Ausgabe des Newsletters befasst sich mit dem oft missverstandenen Faktor “Direkte Instruktion” insbesondere in Abgrenzung zum Frontalunterricht. Des Weiteren finden Sie einen Bericht zu EMU von Andreas Helmke und Tuyet Helmke.
Wir wünschen Ihnen Vergnügen beim Entdecken weiterer Ergänzungen auf www.lernensichtbarmachen.net, sowie bei der Lektüre des vorliegenden Newsletters.
Senden Sie den Newsletter gerne weiter und verweisen Sie auf das Kontaktformular.
Neu auf www.lernensichtbarmachen.net
In der Rubrik Berichte aus der Praxis finden Sie neu eine Beschreibung des “Spiegel-Klassenzimmers“, in dem Unterricht unaufdringlich durch Dritte beobachtet werden kann.
Exemplarisch für eines unserer Ziele im Jahr 2014 haben wir im Wiki den Faktor “Direkte Instruktion” inhaltlich ergänzt und neu gegliedert. Wir möchten dazu gerne Ihre Meinung hören – für einen Kommentar sind wir Ihnen dankbar.
Direkte Instruktion unter der Lupe
Das von Hattie als “Direkte Instruktion” (‘direct instruction’), seltener „Direktes Lehren“ (‘direct teaching’) beschriebene Unterrichtskonzept hat mit d=0,59 eine relativ hohe Effektstärke. In der deutschsprachigen Rezeption wird es oftmals mit Frontalunterricht verwechselt. Seine grosse Wirkfähigkeit wird gelegentlich als Argument für dessen “Rehabilitation” angeführt. Bei der “Direkten Instruktion” bezieht sich Hattie (2013) auf Adams und Engelmann (1996), welche dieses siebenschrittige Unterrichtskonzept detailliert darlegen. Es handelt sich dabei um eine „hoch-strukturierte, lehrergesteuerte, lernerzentrierte, schrittweise, feedback- und redundanzreiche Förderung, in der die zu lernenden Fähigkeiten vom Lehrer präsentiert, in Anleitung mit dem Schüler modelliert und letztendlich so lange einschleifend geübt werden, bis sich ein hoher Automatisierungsgrad zeigt“ (Grosche 2011, p. 148). Den Frontalunterricht (‘didactic teaching’) umschreibt Hattie (2013, S. 13) als „kleinschrittiges, von der Lehrperson geleitetes Sprechen vom Lehrertisch aus“ (S. 242). Meyer (1987, p. 138) definiert wie folgt: „Frontal¬unterricht ist ein zumeist thematisch orientierter und sprachlich vermittelter Un¬terricht, in dem der Lernverband (die Klasse) gemeinsam unterrichtet wird und in dem der Lehrer – zumindest dem Anspruch nach – die Arbeits-, Interaktions- und Kommunikationsprozesse steuert und kontrolliert.“ Dem Frontalunterricht als dominantes Unterrichtsprinzip, womöglich verstanden als eine Art Eintrichterungslehren (‘transmission teaching’), steht Hattie skeptisch gegenüber (vgl. Hattie 2013, S. 289). Hier (abgelegt im Wiki unter “Direkte Instruktion”) finden Sie eine Einführung sowie einen Vergleich von “Direkter Instruktion” und Frontalunterricht. Des Weiteren finden Sie dort:
- eine Definition gemäss Lernen sichtbar machen (2013),
- Angaben zur Effektstärke mit Interpretationshilfe,
- deutschsprachige Literaturhinweise und Hinweise auf deutschsprachige Studien.
Von Hattie zu EMU:
Werkzeuge der Unterrichtsdiagnostik für das Sichtbarmachen des Lehrens und Lernens nutzen!
Ein Beitrag von Andreas Helmke und Tuyet Helmke „Der wichtigste Aspekt besteht darin, im Klassenzimmer Situationen zu schaffen, in denen die Lehrpersonen mehr Feedback über ihren Unterrichtsstil erhalten können“ (Hattie, 2013, S. 15).
Für eine gezielte Weiterentwicklung des Unterrichts ist eine empirische Standortbestimmung unverzichtbar. Hierfür wurde im Auftrag der deutschen Kultusministerkonferenz für die Schulpraxis ein wissenschaftlich fundiertes, im Alltag nutzbares Verfahren entwickelt, um datenbasiert über Prozesse des Lehrens und Lernens zu reflektieren: EMU (Evidenzbasierte Methoden der Unterrichtsdiagnostik und -entwicklung). Im Kern geht es dabei um die kriteriengeleitete Beschreibung des Unterrichts und den Abgleich unterschiedlicher Perspektiven: Selbsteinschätzung der unterrichtenden Lehrperson, Feedback des hospitierenden Kollegen und Schülerfeedback: „Begegnungen unter Lehrpersonen: Hier diskutieren, bewerten und planen sie ihren Unterricht im Licht der Feedback-Evidenz“ (Hattie, 2013, S.281). EMU ist modular aufgebaut, d.h. je nach Sachlage können spezifische Aspekte der Unterrichtsqualität sowie bestimmte Perspektiven ausgewählt werden. Das gesamte EMU-Material (Fragebögen, Handreichungen, Software, Videos) kann unter http://www.unterrichtsdiagnostik.info uneingeschränkt und kostenlos heruntergeladen und genutzt werden.
Erinnerung: Veranstaltungen “Lernen sichtbar machen” – Partizipationsmöglichkeiten
Im Januar 2014 finden zwei Treffen statt, welche den an einer Redaktionsmitarbeit interessierten Personen Gelegenheit bieten, unser Projekt rund um die Ergebnisse von John Hatties Visible Learning kennen zu lernen. Es werden Möglichkeiten zur Zusammenarbeit in einer Redaktion für verschiedene Onlineangebote des Projektes vorgestellt und ggf. erste Vereinbarungen getroffen.
D – Frankfurt am Main
Datum: 20.01.2014
Uhrzeit: 11.30-16.15 Uhr
Ort: Bahnhofsnähe
CH – Brugg-Windisch
Datum: 24.01.2014
Uhrzeit: 14.00-17.00 Uhr
Ort: FHNW Campus, Brugg-Windisch
Haben Sie Interesse an einer redaktionellen Mitarbeit? Gerne nehmen wir Anmeldungen für die Veranstaltung vom 20.01. bzw. 24.01.2013 bis zum 16.01.2013 mittels Kontaktformular der Webseite entgegen.
Lohnt sich anzuschauen
Video-Vortrag von Wolfgang Beywl am Österreichischer Schulleiterkongress (2013)
Hier können Sie sich den Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Beywl zu Erfolgsfaktoren für gute Lernleistung online anschauen.
PÄDAGOGIK
Im Heft 1-2014 der PÄDAGOGIK wird das Thema Direkte Instruktion aufgegriffen. Hier finden sich eine systematische Einführung und Erfahrungsberichte zur Planung und Realisierung von Direkter Instruktion am Beispiel Rechtschreibung; zur Aufgabe des Lehrenden in einem direktiven und differenzierenden Unterricht; zur Verbindung von direkter Instruktion mit einem Lerntagebuch in der Oberstufe; zur Gestaltung eines diskursorientierten Fachunterrichts mit instruktiven Methoden und zur Nutzung der Direkten Instruktion für die Sprachförderung. Mehr unter http://www.redaktion-paedagogik.de
Klett-Themendienst
Lesen Sie hier ein Interview von Stephan Lüke mit Wolfgang Beywl und Klaus Zierer zum Thema “Visible Learning – Ein Navi für die Lehrkräfte”.
Ausblick
Im nächsten Newsletter berichten wir von „Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen“, die Übersetzung der Fortsetzung von John Hatties Visible Learning. Erfahren Sie in einem Kurzbericht des Übersetzers Prof. Dr. Wolfgang Beywl mehr über den Inhalt und den Nutzen des Buches.