Lehren und Lernen hochschulspezifisch inszenieren

Ein Praxisbericht von Monika Wyss, Studienleiterin und Dozentin an der Hochschule Luzern

Was kann man heute über gute Lehre sagen? Wie kann der eigene Unterricht wirkungsvoll weiter entwickelt werden? Konkrete Antworten darauf suchen Dozierende der Hochschule Luzern (HSLU) im Weiterbildungsprogramm „Exzellenz in der Lehre. Inspiration und Werkstatt“. Dabei nehmen sie u. a. „Lernen sichtbar machen“ zur Hand (Hattie, 2015).

Es gibt Momente, da staunen Lehrende und sagen: Das war richtig guter Unterricht! In solchen Sequenzen geschieht etwas, was schwer zu beschreiben und noch schwieriger zu wiederholen ist. Gut möglich, dass rätselhaft bleiben wird, wie solche Ergebnisse zustande kommen. Trotz allem oder gerade deshalb fragt sich: Was macht guten Unterricht aus? Wie lehren Kolleginnen und Kollegen? Gibt es didaktische Massnahmen und Methoden, die besser als andere funktionieren? Wo findet man Inspiration für den eigenen Unterricht?

Für solche Fragen interessieren sich Dozierende der HSLU im Weiterbildungsprogramm „Exzellenz in der Lehre“. In sechs zweitägigen Modulen diskutieren sie Beispiele guter Praxis. Sie lassen sich von den vielfältigen Fächern und den methodisch-didaktischen Besonderheiten der Departemente für die eigene Lehre anregen.

Hinzugezogene Expertinnen und Experten geben Einblick in die aktuelle Lehr-Lernforschung und konkretisieren den internationalen hochschuldidaktischen Diskurs „The Shift from Teaching to Learning“ (Wildt, 2003): Wie können die Studierenden heute in ihrem Lernen unterstützt werden, damit sie morgen die beruflichen und gesellschaftlichen Herausforderungen meistern und kritisch kreativ mitgestalten können? Andere Gastreferierende loten aus, ob und wo Social Media und neue Technologien Mehrwert für gute Lehre bringen können.

Als Auftakt der Weiterbildung stellte Prof. Dr. Wolfgang Beywl das als „epochal“ angekündigte Werk von John Hattie „Lernen sichtbar machen“ (2015) vor. Er wurde gebeten, die Hauptbotschaften über Lernen und Lehren an der Hochschule vorzustellen und kritisch zu beleuchten.

Zuerst seine ernüchternde Antwort darauf, was wirklich wirkt. Die Frage sei zu simpel gestellt, EIN Patentrezept gebe es nicht. Aber professionelle Lehrpersonen kombinieren Methoden mit Blick auf die konkreten Lerngruppen: Sie erklären die anvisierten Ziele und beschreiben herausfordernde Erfolgskriterien. Sie sprechen mit den Studierenden in einer respektvollen Atmosphäre, auch über schwierige oder abgebrochene Lernprozesse. Aus dieser Haltung heraus sehen Lehrpersonen ihre Lehre durch die Augen der Lernenden. Sie fragen, wo sie bei der Sache bleiben und wo ihnen das Lernen hin zum Ziel schwer fällt. Als Dozierende planen sie regelmässig einfache Feedbackformen ein, um ein gemeinsames Bild über den Lernstand zu bekommen. Sie oder die Gleichaltrigen geben gezielte Impulse, damit festgestellte Lücken geschlossen und die Ziele erreicht werden können.

Und auch die Studierenden wechseln die Perspektive: Sie beobachten ihr Lernen immer häufiger mit den Augen einer Lehrperson und regulieren komplexe Lernprozesse zunehmend eigenständiger, so wie es bei Studienabschluss erwartet wird.

Dieser gegenseitige Perspektivenwechsel macht zusammen mit den Spielformen von wechselseitigem Feedback den Kern exzellenter Lehre aus. Diese Essenz ist alles andere als ein einfaches Rezept. Aber sie macht Lust und Freude, Lehren und Lernen zusammen mit den Studierenden zu beobachten und weiter auszugestalten. Und schön, dass im Weiterbildungsprogramm mit „Inspiration und Werkstatt“ Zeit besteht, gemeinsam Neukombinationen zu suchen, diese kritisch-wohlwollend durchzudenken und dann im realen oder virtuellen Klassenzimmer zu realisieren.

Nach der Abreise des Gastreferenten haben die Teilnehmenden gruppenweise die Kernbotschaft rekapituliert und je nach Vorliebe visualisiert (siehe Abbildung 1 und Abbildung 2). Sie stellen diese Poster auf dem Kursblog zur Verfügung, sodass sich alle Dozierenden diese Kernbotschaft bei der nächsten Unterrichtsplanung vor Augen führen können.

gastreferat-mwy Abbildung 1: Vertiefung Gastreferat, Gruppe 3

gastreferat-mwy2Abbildung 2: Vertiefung Gastreferat, Gruppe 4

Hier finden Sie mehr Information zum Weiterbildungsprogramm „Exzellenz in der Lehre. Inspiration und Werkstatt“.

Quellen
Hattie, John A. C. (2015). Lernen sichtbar machen. Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von „Visible learning“, besorgt von Wolfgang Beywl und Klaus Zierer (3. Aufl.). Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.

Wildt, Johannes. (2003). The Shift from Teaching to Learning – Thesen zum Wandel der Lernkultur in modularisierten Studienstrukturen. Download unter:
www.u-asta.uni-freiburg.de/politik/bologna/texte/thesen-zum-wandel.pdf [27.4.2011]