Schnell wie der Gepard – Der Kleiderwechsel geschieht strukturiert und schnell
Kathrin Blum, Mitarbeitende der PH FHNW im Projekt Lehren und Lernen sichtbar machen (LLSM)
Um möglichst viel Zeit der Turnlektion für die Bewegungsförderung nutzen zu können, muss das Umziehen in der Garderobe zügig vonstattengehen. Wie das möglichst schnell gelingt, will jedoch gelernt sein. Visualisierungen helfen den Ablauf des Umziehens zu strukturieren. Das Messen der Zeit für das Umziehen regt Reflexionsgespräche darüber an, wie der Kleiderwechsel so gelingt, dass noch genügend Zeit für Bewegung in der Turnhalle bleibt. Die Lehrperson kann zunehmend mehr Verantwortung den Kindern übertragen. Ein Bericht zu einem Luuise-Projekt im Kindergarten Turgi.
Ausganglage: Umziehen will gelernt sein
Einige Kinder lernen erst mit Eintritt in den Kindergarten, sich selbstständig umzuziehen. Das ist keine einfache Sache: in welcher Reihenfolge müssen die Kleider angezogen werden? Wie können «verschwundene» Ärmel wieder hervorgezogen werden? Wie funktioniert ein Reissverschluss oder Schuhbinden? Umziehen erfordert Konzentration und Ausdauer. Da ist es manchmal viel spannender mit dem Nachbarn zu plaudern oder mit einem mitgebrachten Spielzeug zu spielen. Die Knacknuss der Lehrperson: Die Kinder brauchen sehr viel Zeit, um sich in der Turnhallengarderobe umzuziehen.
Die Lehrperson möchte den Kindern möglichst viel Zeit der Turnlektion für Bewegung ermöglichen. Sie verfolgt das Ziel, dass sich 80% der Kinder nach 5 Interventionen innert 15 Minuten umziehen können.
Unterrichtsintervention und Datenerhebung: so schnell wie der Gepard sein
Die Lehrperson hat vor der ersten Intervention drei Strukturierungshilfen vorbereitet, welche die Kinder beim schnelleren Umziehen unterstützen. Die Visualisierungen zeigen, 1.) die Reihenfolge des Umziehens, 2.) dass weniger Plauderzeit zu schnellerem Umziehen führen kann, 3.) dass das Zeigen von Spielsachen und das Spiel damit in der Garderobe (zu) viel Zeit braucht. Die Kinder dürfen sich ihre Spielsachen zeigen, unter der Bedingung, dass sie sich trotzdem innerhalb der vorgegebenen Zeit umziehen können. Diese Bilder werden von nun an immer ins Turnen mitgenommen und für alle sichtbar aufgehängt.
Nun teilt die Lehrperson den Kindern das Ziel in kindgerechter Art mit und zeigt ihnen den Timer. Dieser wird auf 15 Minuten eingestellt. Die Kinder können mit Blick auf den roten Spickel dieser Uhr kontrollieren, wie viel verbleibende Umziehzeit ihnen bleibt. Schaffen sie es innerhalb der 15 Minuten turnbereit zu sein, dürfen sie auf einem Streifen einen Punkt auf den «Gepardenweg» kleben und in die Turnhalle gehen. Sie waren schnell wie der Gepard. Schafft es ein Kind noch nicht, klebt es einen Punkt auf die Schnecke. Vor dem Turnen schauen die Kinder und die Lehrperson den Streifen an und lernen darüber zu reflektieren und zu sprechen, weshalb das Umziehen erfolgreich war oder noch weniger gut gelungen ist. Dazu gehört es auch Lösungen zu finden, wie es nächstes Mal noch besser gelingt oder das Ziel gemeinsam anzupassen.
Verlauf, Ergebnisse, Lerngewinn: Mehr Zeit zum Turnen
Die Kinder konnten von Beginn an für das Ziel motiviert werden. So wurde bereits nach zwei Interventionen zusammen mit der Klasse beschlossen, die Umziehzeit auf 10 Minuten zu reduzieren. An diesem Punkt zeigte sich jedoch bei einzelnen Kindern auch, dass sie unter grossen Druck gerieten. Die Lehrperson überlegte sich, wie belastete Kinder unterstützt werden können und fragte auch in der Klasse nach Vorschlägen. Gegenseitiges Helfen unter den Kindern wurde dadurch nochmals gestärkt. Die Anweisungen und Ermahnungen der Lehrperson reduzierten sich während der Projektdauer konstant und führten zu einer deutlichen Entlastung. Diese hielt auch nach Projektende an. Anstelle des Timers konnte die Lehrperson den Kindern fortan sagen, wieviel Umziehzeit noch übrigbleibt und die Kinder schafften es, in der entsprechenden Zeit ihre Kleider zu wechseln. Das Plaudern und Spielen während des Umziehens nahmen nachhaltig ab. Die Klasse hat nun mehr Zeit zum Turnen.