Methode | Klebepunkte für die mündliche Mitarbeit |
Knacknuss | Im Literaturunterricht steht der mündliche Austausch über gelesene Texte im Zentrum. Die Diskussionen sind – was die Anzahl Wortmeldungen der Lernenden betrifft – oft aktiv und lebhaft. Allerdings sind die Wortmeldungen sehr ungleich verteilt. Einzelne Lernende melden sich häufig, einige selten, weitere gar nicht. Ohne Moderation der Lehrperson würde sich über die Hälfte der Lernenden kaum beteiligen. Die Knacknuss besteht folglich darin, dass der mündliche Austausch im Literaturunterricht von wenigen Lernenden bestritten wird, während sich die grosse Mehrheit der Klasse kaum beteiligt. |
Ziel | Mindestens 50 % der Lernenden melden sich im Laufe einer Doppellektion mindestens einmal aus eigenem Antrieb zu Wort. Mindestens 80 % der Lernenden leisten im Laufe von zwei Doppellektionen mindestens einmal aus eigenem Antrieb einen qualitativ guten Beitrag. Möglichst alle Lernende sollen sich selbstinitiiert aktiv und in ähnlichem Ausmass am Unterricht beteiligen. Als wichtigste Ziele der Intervention sollen sich dadurch ihr Wissensstand sowie ihre mündliche Ausdrucksfähigkeit verbessern. |
Zeitbedarf | Vorbereitung: 30 Minuten (Klassenspiegel und allg. Instruktionen) Durchführung: kein Zeitaufwand Datenauswertung: 40 Minuten Besprechung mit der Klasse (ohne Intervention und schriftliche Antwort auf die Rückmeldung der drei SuS, die in den beiden Phasen keine Beiträge geleistet haben – die nahm dann noch rund zwei Stunden in Anspruch) |
Material | Plakat, blaue und rote Klebepunkte |
Methode detailliert | Die Phasen des mündlichen Austauschs folgen entweder auf vorbereitende Einzelarbeiten oder schliessen an Gruppenarbeiten zu schriftlichen Aufträgen an. Die Lehrperson eröffnet die Diskussionsphase und beschränkt sich dann auf eine Moderatorenrolle. Die Intervention bezieht sich insgesamt auf 13 Lektionen, unterteilt in drei Phasen mit vier beziehungsweise fünf Lektionen. Die Lehrperson startet die Intervention, indem sie die Klasse auf die stark ungleiche Verteilung der Wortmeldungen hinweist, ihr Ziel benennt und das geplante Vorgehen erläutert. Sie konkretisiert, was sie unter einem gehaltvollen, qualitativ guten Wortbeitrag versteht. Um die Verteilung der Wortmeldungen und die Qualität der Antworten zu visualisieren, bereitet die Lehrperson ein Plakat vor. Darauf soll für jede Lektion und jede/n Lernende/n mit blauen Klebepunkten die Anzahl Wortmeldungen festgehalten werden. Statt mit einem blauen soll mit einem roten Klebepunkt eine besonders gehaltvolle Wortmeldung markiert werden. Für jede Lektion wird eine Protokollführung bestimmt. Die Protokollführung verfolgt die Diskussion und klebt, ohne dass die Klasse Einsicht nehmen kann, die Punkte auf das Plakat. In jeder der drei Phasen wird zehn Minuten vor Abschluss der je letzten Lektion das Plakat mit den Punkten sichtbar für alle an der Tafel befestigt. Die Lernenden können nun beschreiben, inwieweit die Ziele erreicht sind. Die Klasse bespricht anschliessend möglichst ohne Moderation durch die Lehrperson das dargestellte Ergebnis und sucht nach möglichen Erklärungen. Die Lehrperson formuliert anschliessend ihre Erwartungen für die nächstfolgende Phase. |
Erfolg | Die gemeinsame Auswertung des Plakats zu den Phasen 1 und 2 (vgl. Abbildungen 1 und 2) ergibt folgendes: Ziel 1 wird in den Phasen 1 und 2 mit über 70% in gewünschtem Sinn aktiven Lernenden gut erreicht. Ziel 2 wird nicht erreicht: Lediglich drei Lernende leisten überhaupt einen gehaltvollen Beitrag. |
Heraus- forderungen | Einzelne haben sich über zwei Erhebungsphasen (acht Lektionen) nicht freiwillig gemeldet. Die Lehrperson bittet diese, schriftlich zu folgenden Fragen Stellung zu nehmen: „Was wünscht du dir von anderen, dass es dir beim nächsten Mal leichter fällt, einen freiwilligen Beitrag im Plenum zu leisten?“ und „Was nimmst du dir selbst vor zu tun, damit es dir beim nächsten Mal leichter fällt, einen Beitrag im Plenum zu leisten?“ Die Lehrperson beantwortet die Erklärungen ebenfalls auf dem schriftlichen Weg. Sie gibt konkrete Tipps und macht schüchternen Lernenden Mut. |
Rückmeldungen SuS | War zu Beginn für sie eine Art Wettbewerb, sprich, wer holt sich am meisten Punkte.War einzelnen nicht bewusst, dass ihre Wortbeiträge für mich als Lehrperson derart wichtig sind. |
Hinweise der LP | Informationsgewinn für LP: Muss es respektieren, wenn SuS sich partout nicht aktiv mit Wortmeldungen in Diskussionen einbringen wollen, aber für diese Jugendlichen andere Gefässe finden, damit sie ihren Teil zum Unterricht beitragen. Gewinn für SuS/Unterricht: SuS fühlen sich stärker für die Mitgestaltung des Unterrichts verantwortlich. Vor allem SuS, die sich sonst nur vereinzelt melden, bringen sich stärker ein. Gesprächs-/Diskussionsanteile der LP verschieben sich längerfristig zugunsten der SuS. |
Urheberschaft | Die Methode wurde entwickelt, erprobt und dokumentiert von Paul Seiler im Fach Deutsch mit SuS der 3. FMS an der Oberwalliser Mittelschule St. Ursula Brig. |