Handelt es sich bei der Direkten Instruktion (‘direct instruction’) um Frontalunterricht?
Der von Hattie “Direkte Instruktion” (‘direct instruction’), seltener „Direktes Lehren“ (‘direct teaching’) genannte Sachverhalt wird oftmals mit Frontalunterricht verwechselt.
Bei der “Direkten Instruktion” bezieht sich Hattie (2013) auf Adams und Engelmann (1996), welche dieses siebenschrittige Unterrichtskonzept erstmals dargelegt haben (Hattie, 2013, S. 243f.):
1. Die Lehrperson bestimmt die Lernintentionen.
2. Die Lehrperson bestimmt die Erfolgskriterien und macht sie den Lernenden transparent.
3. Die Lehrperson verfolgt das Ziel, dass Lernende Selbstverpflichtung und Engagement für die Lernaufgabe aufbauen.
4. Für die Unterrichtsstunde verfügt die Lehrperson über Leitlinien bezüglich Input, Modellverhalten und Verständnisüberprüfung.
Input: bereitgestellte Informationen damit die Lernenden das entsprechende Wissen oder die Fähigkeit erwerben können (z.B. mittels Vortrag, Film, Bildern).
Modellverhalten: die Lehrperson zeigt den Lernenden Beispiele für das erwartete Endprodukt ihrer Arbeit (gute Beispiele).
Verständnisüberprüfung: Kontrolle über Wissensstand. (…).
5. Es erfolgt ein angeleitetes Üben, bei welchem die Lernenden die Gelegenheit haben zu zeigen, was sie neu erfasst haben, indem sie eine Aktivität oder Übung unter Aufsicht der Lehrperson ausführen. (…).
6. Der abschliessende Teil der Unterrichtsstunde umfasst Handlungen oder Aussagen der Lehrperson und soll den Lernenden einen Anhaltspunkt für die Tatsache geben, dass sie an einem wichtigen Punkt oder am Ende der Unterrichtsstunde angelangt sind. (…).
7. Es gibt ein unabhängiges Üben. Sobald die Lernenden den Stoff oder die Fertigkeit beherrschen, ist es Zeit, ein vertiefendes Üben einzuleiten. (…).
Den Frontalunterricht (‘didactic teaching’) beschreibt Hattie (2013) als „kleinschrittiges, von der Lehrperson geleitetes Sprechen vom Lehrertisch aus“ (S. 242). Hattie spricht dies nicht an, aber offensichtlich kann Frontalunterricht (muss aber nicht zwingend) bei Punkt 4. der Direkten Instruktion für den Teilschritt „Input“ eingesetzt werden. In dieser Sequenz stellt die Lehrperson den Lernenden Oberflächen-Informationen/Grundlagenwissen bereit als Ausgangspunkt und Voraussetzung für die weiteren, vertiefenden Lernschritte. Dem Frontalunterricht als dominantes Unterrichtsprinzip, womöglich verstanden als eine Art Eintrichterungslehren (‘transmission teaching’), steht Hattie hingegen skeptisch gegenüber (vgl. Hattie 2013, S. 289).
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