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Anteil der Wortmeldungen in Standardsprache erhöhen

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Schweizer- und Standardsprache-Schlange als Erhebungsinstrument
Methode Standardsprache-Mundart-Schlange
Knacknuss Die Knacknuss besteht darin, dass viele Kinder im Unterricht ausschliesslich Schweizer Mundart sprechen. Ihnen ist zu wenig bewusst, wann und in welchen Unterrichtssituationen Standardsprache gesprochen werden soll (z. B. wenn ein Kind vor der Klasse spricht). Bei Wortmeldungen muss die Lehrperson häufig Standardsprache einfordern. Das unterbricht den Unterrichtsfluss. Durch das Lösen der Knacknuss fällt das Erinnern weg, die Ablenkung wird verringert, die echte Lernzeit steigt.
Ziel Die Lehrperson setzt sich zwei Ziele und plant für jedes Ziel vier Klassendiskussionen im Kreis:

1) Klassenziel: Die Äusserungen der Kinder in vier geführten Klassendiskussionen erfolgen unaufgefordert zu mehr als 75 % in Standardsprache. Zielformulierung an die Klasse: „Schaffen wir es, dass die Standard-Schlange dreimal so lang ist wie die Mundart-Schlange?“

2) Lernendenziel: In vier (weiteren) geführten Klassendiskussionen äussern sich mindestens 80 % der Kinder mindestens einmal in Standardsprache. Zielformulierung an die Klasse: „Schaffen wir es, dass die Standard-Schlange 14 verschiedene Namenskärtchen hat?“
Zeitbedarf Vorbereitung: ca. zwei Lektionen
Durchführung: ausgewählte, geführte Kreissituationen von 5 bis 15 Minuten
Datenauswertung: ca. 5 Minuten (zählen und notieren)
Material 2 Schlangenköpfe laminiert (einer mit Flagge Schweiz, einer mit Flagge Deutschland)Pro Kind fünf Dreiecke (Schlangenkörperteile) laminiert mit dem Namen auf der Rückseite
Methode detailliert Die Lehrperson stellt zwei Schlangenköpfe und mehrere Schlangenkörperteile her; der eine Schlangenkopf spricht Mundart, der andere Standardsprache (erkennbar an den Nationalflaggen, Abbildung 1).

Ziel 1: Sie bestimmt ein Gesprächsthema für die Klassendiskussion, z. B. „Wenn Du Bäuerin/Bauer wärst, welche Tiere hättest du?“, „Erzähle von einem Erlebnis am Wochenende“. Die Klasse versammelt sich in einem Kreis. In der Mitte liegen die beiden Schlangenköpfe. Jedes Kind hält ein paar Schlangenkörperteile in der Hand. Die Lehrperson formuliert das Ziel und startet die Klassendiskussion.   Nach einer Wortmeldung legt das Kind ein Körperteil zur entsprechenden Schlange. Jedes Kind kann sich beliebig oft melden, es zählt das Klassenergebnis. Die Schlangen wachsen mit den Gesprächsbeiträgen der Kinder. Der Lernfortschritt ist für alle unmittelbar sichtbar. Die Untersuchung ist vollständig in den Unterricht integriert.  

Ziel 2: Auf der Rückseite der Körperteile, die jedes Kind bekommt, steht diesmal der Name. Die Lehrperson nennt das Ziel (mind. eine Wortmeldung in Standardsprache pro Kind). Die Lehrperson ermuntert die Kinder, sich an den Diskussionen zu beteiligen. Am Ende zählen die Kinder die Anzahl Körperteile beider Schlangen bzw. die Anzahl Namen auf der Rückseite und prüfen, ob das Ziel erreicht ist. Die Lehrperson fotografiert das Ergebnis und hängt das Bild im Klassenzimmer auf. Zu Beginn einer weiteren Untersuchungsphase zeigt sie der Klasse die bisherigen Ergebnisse.
Erfolg Die Ergebnisse sind schwankend. Nach einem kollegialen Austausch experimentiert die Lehrperson mit den Sprachschlangen: Mal sollen beide gleich lang werden, mal ist nur die eine präsent.  Bei weiteren Diskussionen im ursprünglichen Format werden die Ziele erreicht. Bei einigen Kindern ist diese Intervention so erfolgreich, dass sie seither in den geführten Diskussionen unaufgefordert Standardsprache sprechen.
Heraus- forderungen Bei einer erneuten Durchführung der Intervention würde die Lehrperson jeweils mit den Sensibilisierungssequenzen einsteigen und erst danach die Intervention durchführen.
Rückmeldungen SuS
Hinweise der LP Informationsgewinn für LP:
Es braucht kaum mehr Aufforderungen.  

Gewinn für SuS/Unterricht:
Mundart/Standardsprache wird gut unterschieden.  Wenn die Kinder vermehrt Standardsprache sprechen, steigert dies ihr Selbstverständnis gegenüber der Standardsprache und ihre Sprachkompetenz.
Urheberschaft Die Methode wurde entwickelt, erprobt und dokumentiert von Melanie Tschumi in Kreissequenzen mit SuS der 1. und 2. Klasse an der Schule Laupersdorf.