

Methode | «Muddiest point»-Kärtchen und Klebepunkte-Datenerhebung auf Ampelplakat |
Knacknuss | Es gelingt vielen Lernenden nicht immer mitzuteilen, wenn sie noch nicht alles verstanden haben. Folglich geht es für sie zu früh weiter mit neuem Stoff. Es fehlen dann die Grundlagen für den weiteren Aufbau. Für die Lehrperson (LP) ist nicht immer klar zu erkennen, wo genau die Verständnisschwierigkeiten liegen. |
Ziel | Vor Beginn eines neuen Themas fühlen sich mindestens 75% der Lernenden im Umgang mit dem bisherigen Stoff genügend sicher für die Fortsetzung und signalisieren dies durch Selbsteinschätzung mit einem «Grünen Licht». |
Zeitbedarf | Vorbereitung: 15 Minuten zur Bereitstellung der Materialien; pro Intervention ca. 45 Minuten für die Anpassung der Folgelektion an die von den Lernenden genannten Schwierigkeiten Durchführung: pro Intervention 5 Minuten zum Ausfüllen der «muddiest point»-Kärtchen Datenauswertung: pro Intervention 5 Minuten für die Besprechung des Ampelresultats |
Material | 3 Klassensätze leere Kärtchen und 3 Ampelplakate mit Klebepunkten |
Methode detailliert | 1. Nach der Behandlung eines wichtigen Themas, fordert die LP die Lernenden dazu auf, am Ende der Lektion ihren «muddiest point» anonym auf ein kleines Kärtchen zu notieren und abzugeben (Abb. 1). 2. Aufgrund der Lernenden-Antworten plant und gestaltet die LP die folgende Lektion als Repetitions- und Festigungslektion mit dem Schwerpunkt auf den genannten Schwierigkeiten. 3. Am Ende der Repetitions- und Festigungslektion bringen die Lernenden anonym einen Klebepunkt auf dem Ampelplakat an: Rot: «Halt! Ich benötige mehr Übungszeit.» Gelb: «Es sind mir noch wenige Punkte unklar.» Grün: «Weitermachen! Ich bin bereit für Neues.» Gemeinsam interpretieren Lernende und LP das Ampelresultat. Bei 75% auf Grün geht es weiter mit neuem Stoff (mit begleitenden Massnahmen für Rot und Gelb). Sonst wiederholen sie die Punkte 1-3 noch maximal zweimal. |
Erfolg | Nach der 2. Intervention wurde das Ziel erreicht (Abb. 2). Die Methode etablierte ein Kommunikationsmittel, mit dem die Lernenden ihren Lernstand anonym und angstfrei ausdrücken konnten. |
Herausforderungen | Vorsicht vor Perfektionismus: «Grünes Licht» bedeutet nicht Note 6. Kontra Ampel: Die 3-teilige Skala kann zur «Tendenz zur Mitte» führen. Die Signalfarbe Rot steht auch für Gefahr oder Verbot. Pro Ampel: Die Ampel ist ein universelles Symbol für «Stop & Go». Rot/Halt gilt eher der LP. Die Klebepunkteverteilung (Abb. 2) zeigt, dass die Lernenden die Ampelfelder nicht nur als 3-teilige Rangfolge interpretiert (Ordinalskala), sondern sogar die Abstände zwischen den «Lichtern» benutzt haben (Kardinalskala). Variante 1: 4-teilige Skala mit sanfteren Farben (Nachteil: Wer nach 1. Intervention bei Rot liegt, kann bei maximal 3 Interventionen bei realistischer Entwicklung Grün nicht erreichen). Variante 2: nur 2-teilige Skala «Stop & Go». |
Hinweise der LP | Informationsgewinn für LP: Die LP erhielt wertvolle Informationen für die Planung eines adäquaten Unterrichts: Wo liegen genau die Schwierigkeiten bei den Lernenden und wie sicher fühlen sie sich mit dem behandelten Stoff? Die Daten ermöglichten eine optimale Lehrangebotssteuerung. Gewinn für Schülerinnen und Schüler (SuS)/Unterricht: Die Lernenden konnten die nötige Zeit zum Üben einfordern und ein Gefühl der Sicherheit für das Gelernte erlangen (Hattie-Faktor «Selbstbewertung und Reflexion» mit Effektstärke 0.81). Die «muddiest point»-Kärtchen ermöglichten ein auf die Lernenden zugeschnittenes und effizientes Üben. Die Lernenden erlebten den Assessment-Prozess als lernwirksam. Sie übernahmen Verantwortung für ihren Lernprozess: Längere Übungszeit jetzt geht auf Kosten von Übungszeit später bei schwierigeren Themen. Zudem wurde die Wichtigkeit des Beherrschens von Grundlagen für den weiteren Aufbau ins Bewusstsein gerückt. |
Urheberschaft | Die Methode wurde entwickelt, erprobt und dokumentiert von Mario Häfeli im Fach Mathematik mit SuS der 1. Klasse am Kurzgymnasium K+S Rämibühl (7. Schuljahr). |